Kurzfilm von friedrich Zirm "Abstrich"

Zu dem Kurzfilm "Abstrich"

Dieser Kurzfilm ist eine Metapher für Menschen mit Behinderung und/oder mit allgemeinen Einschränkungen, die dadurch auf Unterstützung von außen angewiesen sind. Man kann diesen Film aus zwei Positionen sehen. Die erste, die meine Position als bildenden Künstler betrachtet, und die zweite, die weitaus wichtigere, der menschlich ethischen Position.

Der erste Blickwinkel beleuchtet mich als Künstler, dessen Kunst nicht gebraucht wird. Sie geht in der Reizüberflutung der sogenannten Informationsmedien unter und wird letztendlich aus Kostengründen abgeschafft.

Die zweite Betrachtungsweise beschreibt die tatsächliche Alltagssituation von älteren Mitmenschen oder Kranken oder Gehandicapten, die nicht in der Lage sind, ihren Willen entweder zu äußern oder in die Tat umzusetzen. Sie vegetieren in Einrichtungen, Pflegeheimen und Krankenstationen vor sich hin. Sie sind am Ende ihres Lebens angekommen, ohne am Ende zu sein. Sie sind abgeschaltet, sie sind satt und sauber. Ihre ureigenen Fähigkeiten werden konsequent und gnadenlos ignoriert. Sie bekommen keine Chance, ihre Erfahrung, ihre Lebensweisheit, welcher Art auch immer, uns mitzuteilen und ihre Tatkraft zu entwickeln. Obwohl es uns gelegentlich sehr gut anstehen würde, auch diese, mitunter leisen, aber dennoch wichtigen Töne zu hören und vielleicht auch ihren Rat anzunehmen.

Ich hatte das große Glück, ein intaktes soziales Netz um mich zu wissen, was mir ermöglicht hat zu studieren und meinen Weg eigenständig zu gehen. Mein Job ist es als Künstler und als Mensch Fragen zu stellen.

Sind wir wirklich Willens diesen Abstrich zu machen?